Im Rahmen der Tourismusstrategie Sachsen hat das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) die fachliche Grundlage zur Einschätzung der Schneesicherheit in Sachsen erarbeitet. Zentrale Fragestellung war die Entwicklung der natürlichen Schneedecke und der meteorologischen Rahmenbedingungen zur technischen Erzeugung künstlichen Schnees in den Zeiträumen 1961–2015 und 2021–2050. Das Beschneiungspotential wurde anhand der Feuchtkugeltemperatur bewertet. Die Auswertung der Modellergebnisse erfolgte für 28 Skigebiete in Sachsen. Die Skigebietsbetreiber waren durch die AG Wintertourismus der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH (TMGS) eingebunden.
Oberhalb von 400 m ü. NN sind die Winter (Dezember bis März) in Sachsen im Zeitraum 1991–2019 um ca. 8 % niederschlagsreicher und um ca. 1 Grad wärmer gegenüber 1961–1990 geworden. Die mittlere Anzahl von Frosttagen hat um mehr als 7 % abgenommen. Es ist davon auszugehen, dass sich die kontinuierliche Erwärmung, bei in der Größenordnung gleichbleibendem Niederschlagsdargebot, bis zum Ende des lfd. Jahrhunderts mit einer Bandbreite von ca. + 1,5 Grad (RCP-Szenario 2.6) bis ca. + 5 Grad (RCP-Szenario 8.5) fortsetzt, wobei das gegenwärtige Temperaturniveau (2011–2019) bereits ca. + 1,5 Grad beträgt.
Demnach besteht die These, dass der Niederschlag bei höheren Temperaturen im Winter eher als Regen denn als Schnee fällt. Diese Änderungen im Temperatur- und Niederschlagsregime realisieren sich in (“von-Jahr-zu-Jahr” bzw. dekadischen) Schwankungen und es ist mit tendenziell immer stärker ausgeprägten und extremeren Auswüchsen der Witterung (zu warm, zu trocken, zu nass, zu kalt) zu rechnen. Für schneegebundene Winteraktivitäten heißt dies, dass Winter mit hinreichend Schnee deutlich seltener werden.
Abbildung 1: oben: Übersichtskarte der Skigebietsgrenze, wie sie für die Schneemodellierung angenommen wurde. unten: Verteilung der mittleren Höhe aller Skigebiete (a), kumulierte Höhenverteilung aller Skigebiete (b) und kumulierte Expositionsverteilung aller Skigebiete im Sektor Nord (c). Die roten Markierungen nehmen jeweils Bezug zu dem Skigebiet Altenberg (Rehefeld-Zaunhaus).
Das Skigebiet Altenberg (Rehefeld-Zaunhaus) mit einer Fläche von etwa 48 ha befindet sich im Gebirgsraum Osterzgebirge auf einer mittleren Seehöhe von 742 m. ü. NN (684 m–840 m). Bezogen auf die mittlere Seehöhe liegen 35 % der in dieser Studie berücksichtigten Skigebiete im selben Höhenbereich, oder darüber.
Mit Hilfe des Schneedeckenmodells ESCIMO wurden die natürliche Schneedecke und das Beschneiungspotential im Zeitraum von 1961–2015 auf Grundlage des sächsischen Klima-Referenzdatensatzes simuliert. Für die nahe Zukunft (2021–2050) wurde das Modell mit ausgewählten Realisationen sächsischer Klimaprojektionen (reduziertes WEREX VI Ensemble) angetrieben um die Bandbreite der möglichen Entwicklungen abzubilden.
Die Auswertungen mit Bezug auf die Entwicklung der natürlichen Schneedecke beziehen sich auf simulierte Schneehöhen auf Tagesbasis. Ausgewertet werden die Fälle “vollständige Schneebedeckung” (mittlere Schneehöhe > 0 cm) und “für schneegebundene Winterangebote geeignet” (mittlere Schneehöhe > 20 cm). Das Beschneiungspotential bildet ein definierter Bereich der simulierten Feuchtkugeltemperatur auf Stunden- (1961–2015) und Tagesbasis (1961–2050) ab. Dabei ist die Beschneiuung unterhalb 0 °C möglich aber unwirtschaftlich, jedoch unterhalb -4 °C (Stundenmittel) bzw. -2 °C im (Tagesmittel) wirtschaftlich. Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit erfolgte auf Grundlage betriebswirtschaftlicher Erfahrungswerte der beteiligten Skigebietsbetreiber. Das Skigebiet wird über die in Abbildung 1 dargestellte Skigebietsgrenze räumlich integriert (Bildung des Median über alle Zellen). Eine Unterscheidung in nord- bzw- südexponierte Hänge ergab bei Überprüfung im klimatologischen Mittel keine nennenswerten Unterschiede. Die Auswertungen der Schneehöhe erfolgt schwellenwertbasiert unter Berücksichtigung der jeweiligen Andauer (Anzahl zusammenhängender Tage in denen eine bestimmte Schneehöhe überschritten wird). Das Beschneiungspotential wird, wie auch die Schneehöhe, schwellenwertbasiert unter Berücksichtigung der jeweiligen Andauer ermittelt. Dabei wird die Anzahl zusammenhängender Stunden/Tage erfasst, in denen eine bestimmte Feuchtkugeltemperatur unterschritten wird.
Die folgenden Ergebnisse wurden für eine Saisonlänge von 4 Monaten (Dezember–März) ermittelt, wobei die Monate Januar und Februar als Kernsaison gelten und daher gesondert ausgewertet werden. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden Abweichungen der Andauern bestimmter Schneehöhen und des Beschneiungspotentials relativ zum Referenzzeitraum 1961–1990 ermittelt. Um der natürlichen Variabilität von Jahr zu Jahr Rechnung zu tragen wurden zudem dekadische Mittel der relativen Abweichungen gebildet. Die folgenden Abbildungen zeigen den zeitlichen Verlauf der relativen Abweichungen der Dekaden 1961–1970 bis 2041–2050. Im Projektionszeitraum wird über das 5. (95 % der Werte liegen darüber) und 95. (5 % der Werte liegen darüber) Perzentil zusätzlich die Bandbreite der möglichen Entwicklungen angegeben. Zur besseren Vergleichbarkeit und Einordnung der Modellergebnisse werden sowohl Absolutwerte, als auch relative Abweichungen einer schneereichen und kalten Saison (Dezember 2005–März 2006) sowie einer schneearmen und warmen Saison (Dezember 2006–März 2007) angegeben. Im Falle der Schneehöhe wurden dafür die Messdaten einer naheliegenden Wetterstation ausgewertet. Die Auswahl erfolgte unter Berücksichtigung der Entfernung und der Datenverfügbarkeit. Aufgrund nicht zur Verfügung stehender gemessener Feuchtkugeltemperaturen wird das Beschneiungspotential im Referenzzeitraum als direkte Modellausgabe angegeben.
Hinweis: Simulierte Werte können von Beobachtungen abweichen. Ein entsprechendes Kapitel enthält der Methodenbericht auf der Projektwebsite.
Als Referenzstation wurde für dieses Skigebiet die Station Altenberg-Schellerhau (Entfernung: 5.9 km, Stationshöhe: 785 m ü. NN) ausgewählt.
Tabelle 1: Übersichtstabelle der Anzahl an Tagen im Referenzzeitraum 1961–1990 (Dezember–März, Station Altenberg-Schellerhau), die innerhalb eines zusammenhängenden 1/3/7/14/21tägigen Zeitraumes mit einer Schneehöhe größer 20 cm liegen und die relativen und absoluten Abweichungen einer kalten und schneereichen Saison (Winter 2005/2006), sowie einer warmen und schneearmen Saison (Winter 2006/2007).1 Tag | 3 Tage | 7 Tage | 14 Tage | 21 Tage | |
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Referenz 1961-1990 (Schneehöhe > 20cm) | 68 | 64 | 58 | 49 | 42 |
2005/2006 (Schneehöhe > 20cm) | 118 | 114 | 106 | 94 | 87 |
rel. Abweichung 2005/2006 (%) | 73 | 78 | 84 | 92 | 108 |
2006/2007 (Schneehöhe > 20cm) | 19 | 17 | 13 | 6 | 0 |
rel. Abweichung 2006/2007 (%) | -72 | -73 | -77 | -88 | -100 |
Lesebeispiel: Im Referenzzeitraum befanden sich 58 Tage von 121 möglichen Tagen (Gesamtsaison von Dezember–März) innerhalb eines Wochenzeitraumes (Andauer 7 Tage) mit einer für schneegebundene Winterangebote geeigneten Schneedecke (Schneehöhe > 20 cm). In der Wintersaison 2005/2006 waren es hingegen 106 von 121 möglichen Tagen, was einer relativen Abweichung von +84 % entspricht.
Abbildung 2: Relative dekadische Abweichung von Tagen in einem 1/3/7/14/21tägigen Zeitraum mit einer Schneehöhe größer 0/20 cm (Referenz 1961–1990) im Gesamtwinter (Dezember–März) und in der Kernsaison (Januar–Februar). Im Projektionszeitraum wird mit dem 5. und 95. Perzentil die mögliche Bandbreite der Entwicklung angegeben. * Zeitraum entspricht keiner vollen Dekade.
Lesebeispiel: In der Dekade 2021–2030 ist im Mittel davon auszugehen, dass es im Vergleich zur Referenzperiode 59 % weniger Tage innerhalb eines Wochenzeitraumes mit einer Schneehöhe größer 20 cm geben wird. Der Entwicklungskorridor umfasst eine Änderung von 35 % weniger bis 63 % weniger Tage innerhalb einer Woche mit einer Schneehöhe größer 20 cm.
Die Schneesicherheit in den Skigebieten hat bereits abgenommen und es ist davon auszugehen, dass dies weiterhin erfolgt. Der wesentliche Antrieb dabei ist die Temperaturentwicklung!
Aufgrund nicht zur Verfügung stehender gemessener Feuchtkugeltemperaturen (FKT) wird das Beschneiungspotential im Referenzzeitraum als direkte Modellausgabe angegeben.
Tabelle 1: Übersichtstabelle der Anzahl an Tagen im Referenzzeitraum 1961–1990 (Dezember–März), die innerhalb eines zusammenhängenden 1/2/3/7/10tägigen Zeitraumes mit wirtschaftlichen Beschneiungsbedingungen (FKT < -2 °C) liegen und die relativen und absoluten Abweichungen einer kalten und schneereichen Saison (Winter 2005/2006), sowie einer warmen und schneearmen Saison (Winter 2006/2007).1 Tag | 2 Tage | 3 Tage | 7 Tage | 10 Tage | |
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Referenz 1961-1990 (FKT < -2°C) | 72 | 49 | 40 | 20 | 11 |
2005/2006 (FKT < -2°C) | 82 | 72 | 62 | 34 | 21 |
rel. Abweichung 2005/2006 (%) | 13 | 47 | 55 | 70 | 91 |
2006/2007 (FKT < -2°C) | 12 | 7 | 4 | 0 | 0 |
rel. Abweichung 2006/2007 (%) | -83 | -86 | -90 | -100 | -100 |
Lesebeispiel: Im Referenzzeitraum gab es 72 von 121 möglichen Tagen (Gesamtsaison von Dezember–März) an denen sich eine Beschneiung nach ökonomischen Gesichtspunkten (Feuchtkugeltemperatur < -2 °C) rentierte. In der Wintersaison 2006/2007 waren es hingegen nur 12 von 121 möglichen Tagen, was einer relativen Abweichung von -83 % entspricht.
Abbildung 3: Relative dekadische Abweichung von Tagen in einem 1/6/12/24/48/72stündigen Zeitraum mit einer Feuchtkugeltemperatur kleiner 0/-2/-4 °C (Referenz 1961–1990) im Gesamtwinter (Dezember–März) und in der Kernsaison (Januar–Februar). Im Projektionszeitraum wird mit dem 5. und 95. Perzentil die mögliche Bandbreite der Entwicklung angegeben. * Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit erfolgte auf Grundlage betriebswirtschaftlicher Erfahrungswerte der beteiligten Skigebietsbetreiber (siehe Kapitel Datengrundlage und Auswertung) ** Zeitraum entspricht keiner vollen Dekade.
Lesebeispiel: In der Dekade 2001–2010 gab es im Vergleich zur Referenzperiode im Gesamtwinter 4 % weniger Stunden innerhalb eines 12h-Zeitraumes mit wirtschaftlichen Beschneiungsbedingungen (FKT < -4 °C).
Abbildung 4: Relative dekadische Abweichung von Tagen in einem 1/2/3/7/10tägigen Zeitraum mit einer Feuchtkugeltemperatur kleiner 0/-2 °C (Referenz 1961–1990) im Gesamtwinter (Dezember–März) und in der Kernsaison (Januar–Februar). Im Projektionszeitraum wird mit dem 5. und 95. Perzentil die mögliche Bandbreite der Entwicklung angegeben. * Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit erfolgte auf Grundlage betriebswirtschaftlicher Erfahrungswerte der beteiligten Skigebietsbetreiber (siehe Kapitel Datengrundlage und Auswertung) ** Zeitraum entspricht keiner vollen Dekade.
Lesebeispiel: In der Dekade 2021–2030 ist im Mittel davon auszugehen, dass es im Vergleich zur Referenzperiode 19 % weniger Tage innerhalb von 3 Tagen mit wirtschaftlichen Beschneiungsbedingungen geben wird. Der Entwicklungskorridor umfasst eine Änderung von 7 % weniger bis 29 % weniger Tage innerhalb von 3 Tagen mit wirtschaftlichen Beschneiungsbedingungen (FKT < -2 °C).
Aufgrund des Erwärmungstrends nimmt das Beschneiungspotential ebenfalls über die Zeit ab und ist schon jetzt rückläufig. Bereits beobachtet wurde eine Verschiebung in den unwirtschaftlichen Bereich, teilweise auch darüber hinaus!
Die Schneesicherheit in den Skigebieten hat bereits in allen Höhenstufen abgenommen und wird dies weiter tun. Der wesentliche Antrieb ist dabei die Temperaturentwicklung. Der Niederschlag fällt zunehmend in flüssiger Form, da die Schneefallgrenze häufiger über dem Kammniveau des Mittelgebirges liegt. Aufgrund des Erwärmungstrends nimmt das Beschneiungspotential ebenfalls über die Zeit ab und ist bereits jetzt rückläufig.
Es wird weiterhin schneereiche Winter bzw. Winter mit hohem Beschneiungspotential geben, nur nimmt deren Häufigkeit im Laufe dieses Jahrhunderts ab.
Eine Kurzfassung des Steckbriefes befindet sich HIER.
Dieser Bericht wurde am 05.10.2020 durch das LfULG Sachsen erstellt.